Take the money and run 

Nicht mal die boys von damals sind da,
der Laden ist halbleer,
zwei Stunden lang sein Repertoire.
Heut fällt's ihm richtig schwer.
Vorbei die Zeit, als er noch Rocker
war, die Agentur nennt ihn heut Chansonnier,
braucht vor jedem Gig jetzt schon drei Beta-Blocker
und seine Bandscheibe tut weh,
doch wenn er singt, dann klingt es grausig-schön,
so wie eh und je.

Dabei war's diesmal doch gut vorbereitet:
Neue CD, Plakat, Design professionell,
von Anzeigen, sogar Airplay begleitet,
Ein Interviews im Frühstücks-Karussell.
Diese Hörfunk-Tussi hatte ihn gefragt,
ob er eigentlich auch noch was anderes kann.
Nach einem tiefen Schluck hat er gesagt,
er spiele wirklich nur for fun
und - na klar - als letzte Zugabe, wie immer,
"Take the money and run"

Bei diesem Gig in Drispenstedt
hat er sie dann wiedergesehen.
Er wollt mit ihr so gern ins Bett,
war fast sein Alter, trotzdem noch schön.
Wie so oft zuletzt hat er sie nicht gekriegt,
stand nach der Pause hinterm Pfeiler mit 'nem anderen Mann.
Und bei 'nem älteren Liebeslied,
ist sie schon mit dem gegangen.
Doch danach - so tough hab ich's noch nie gehört - da sang er
"Take the money and run"

Morgen gehts dann weiter down the line,
bis er irgendwann mal einfach liegenbleibt.
doch bis dahin hat er hier zu sein,
auch heute abend noch ein bißchen Zeit.
Die tiefe E-Saite runterstimmen,
zündet er sich 'ne neue Kippe an,
läßt sie hinterm Sattel weiterglimmen,
dann hebt er mal wieder an,
ganz bestimmt noch nicht zum letzten Mal, zu
"Take the money and run"